Sea Kayak Surf Session #7 | Sturmflut Edition

Ein anständiger Surf ist auf unserer Ostsee seltener als Feiertage und bei denen ist Schleswig-Holstein schon auf dem vorletzten Platz im Ländervergleich. Entsprechend groß ist die Spannung, wenn der Wetterbericht viel verspricht und es dazu auch noch zeitlich passt.

Das letzte Brandungspaddeln lag bei mir 9 Monate zurück. Zusammen mit Johann sollte es nun eine neue Folge geben. Der Wetterbericht variierte von 1,9–2,5 m hohen Wellen und 60 km/h Böen aus nördlicher Richtung.

Als wir morgens ins Auto stiegen und zum Spot Weissenhäuser Strand fuhren, hörten wir im Radio von der Sturmflut Warnung. Die zweite Sturmflut innerhalb von 2 Wochen. In der Dramatik wurde diese jedoch durch einen großflächigen Stromausfall in Flensburg übertroffen, den wir gespannt während unserer Fahrt verfolgten.

Johann und ich hatten erst am Morgen die finale Entscheidung zur Abfahrt getroffen. Der sehr zuverlässige dänische Wetterbericht reduzierte die Prognose am Vortag immer weiter, blieb dann schließlich aber bei den 2 m für Weissenhaus. Es ist immer ernüchternd wenn man sich die Arbeit macht, die Kajaks aufzuladen und eine Stunde zum Spot fährt, um dort zu sehen dass es sich nicht gelohnt hat, weil die Wellen zu flach sind.

Das Bild das wir bei unserer Ankunft zu Gesicht bekommen haben, gehörte auf jeden Fall nicht in diese Kategorie. Ich hatte Weissenhaus noch nie so wild gesehen. Dazu kam noch dass der ca. 20 m breite Strand weg war. Wir mussten erstmal den Deich entlang laufen, um einen möglichen Platz zum Einsteigen zu finden. Danach beobachtete ich noch so ruhig wie es bei diesem Wetter möglich war das Wasser.

“An der Stelle kommt man ganz gut rausgepaddelt, weil rechts und links daneben die Brecher laufen und dort das Wasser wieder zurückfließt.” deutete ich Johann an.

Vor dem Rauspaddeln überlegte ich noch einmal kurz, ob es eine gute Idee sei. Die 2 m aus dem Wetterbericht waren keine neuen Bedingungen für mich an diesem Spot und so wollte ich es zumindest einmal probieren.

Beim Paddeln durch die Brecher-Zone merkte ich dann die volle Wucht und die Höhe der Wellen. Hinter der Brecher-Zone wollte ich auf ein kleines Set Wellen warten, um wieder reinzupaddeln.

Nach 3 min wartete ich immer noch darauf meinen Rückweg zurück zum Strand zu machen, fand aber keine passende Lücke. Eine weitere Minute wollten mich die Wellen nicht warten lassen: Wie ich meinen Weg kopfüber durch die Brecher-Zone gemacht habe, kann man besser im Video sehen, als ich es hier erklären könnte. Es ist auf jeden Fall ein *Scheiß* Gefühl kopfüber in einer Welle zu spüren, wie sie einen auf einmal beschleunigt.

Unbeschadet zurück am Strand anzukommen war dagegen ein sehr gutes Gefühl und ich realisierte danach beim Filmen der Sturmflut das erste Mal so richtig die Bedingungen an diesem Tag.

Bei der nördlichen Windrichtung können sich die Wellen vom Langelandsbelt ausgehend, besonders groß aufbauen. Wir entschieden uns deshalb den Spot zu wechseln und auf dem Rückweg nach Kiel in Heidkate noch einen Versuch zu wagen.

In Heidkate stand der Strand zwar auch unter Wasser, jedoch waren die Bedingungen abgesehen vom Wind deutlich moderater im Vergleich zu Weissenhäuser Strand. Jeder von uns konnte einen guten Surf erwischen und Johann hat nebenbei noch seine erste Kerze gemacht.

Der Surf an diesem Tag hat mich gelehrt, mich mehr auf mein Gefühl und Wissen zu verlassen, als Wetterberichten zu vertrauen. Die Gefahr einen Stein kopfüber zu erwischen ist wahrscheinlich relativ gering, bei solchen Bedingungen kann man sich aber nie sicher sein, ob ein eigentlich steinfreier Strand sich verändert hat.

Kajak: Skim Braveheart LV Rockhopper

Trockenanzug: Kokatat Meridian Gore-Tex Dry Suit

Paddel: Werner Ikelos 215 cm