Israel National Trail: Zu Fuß durch Wüsten und Wohnzimmer

In unserem Beruf als Journalisten waren meine Freundin Kim und ich für die ARD unterwegs in Israel. Zu Fuß sind wir sechs Wochen lang von Norden nach Süden durch den jüdischen Staat gewandert und haben vier Folgen für die Serie “Young Adventurers” gedreht. In diesem Blogpost möchte ich einige Erfahrungen teilen und stelle meine Packliste mit dem Wissen, dass ich durch die Tour gesammelt habe zur Verfügung.

  1. Allgemeine Infos: Reisen, Schlafen, Trinken
  2. Equipmentfragen: Zelt, Schuhe, Rucksack
  3. Packliste Israel National Trail
  4. Kameraequipment

Allgemeine Infos: Reisen, Schlafen, Trinken

Der Israel National Trail (INT) auf hebräisch Shvil Israel verläuft auf etwa 1.100 Kilometern quer durch das Land. Wir sind Anfang Oktober im Norden gestartet, wo es zu der Zeit noch trocken ist und waren in der Negev Wüste im Süden, als die Temperaturen dort schon wieder aushaltbar waren. Die meisten Wanderer laufen in der Regel noch etwas später los. Im Frühjahr läuft man die Strecke wegen der Temperaturen in der Wüste, aus der anderen Richtung von Süden nach Norden.

Für die gesamte Strecke sollte man mindestens 8 Wochen einplanen. Wir haben in 6 Wochen etwa die Hälfte der Strecke geschafft, weil wir nebenbei eine Serie gedreht haben und deshalb einige Stellen übersprungen.

Mit Bus und Trampen kommt man in Israel sicher von A nach B. Anders als sonst, hält man für eine Mitfahrgelegenheit den Zeigefinder am gestreckten Arm runter auf die Fahrbahn. Bis wir das herausgefunden haben, hat es aber auch mit dem Daumen funktioniert und wir waren so oft schneller unterwegs, als mit dem Bus und hatten dazu noch viele nette Begegnungen.

Auf vielen Seiten wird der Wanderführer für den Trail, das sogenannte “Rote Buch” als Pflichtlektüre angepriesen. Wir haben das Buch auf der gesamten Wanderung nur sehr wenig benutzt und finden das Gewicht kann man sich sparen. Beim Wandern kommt es wirklich auf jedes Gramm an. Der Trail ist sehr gut ausgewiesen und die Israel National Trail App hat alle Informationen, die man braucht.

In der App sind Höhenprofile, Campspots und Trinkwasserstellen mit hilfreichen Bewertungen in der Karte dargestellt. Das ist alles, was man Tag für Tag braucht. Geschlafen wird in der Regel auf Rastplätzen in der Nähe von Sehenswürdigkeiten oder Erholungsgebieten. Dort gibt es oft auch einen Wasserhahn, wo man sein Trinkwasser auffüllen kann. Ein Klo gibt es nur sehr selten, was dazu führt, dass die umliegenden Gebüsche mit Klopapier gesäumt sind.

In Siedlungen in der Nähe des Weges bieten sogenannte Trail Angel den Wanderern auf dem INT ein Bett und Dusche an. Die Gastfreundschaft für Wanderer ist wirklich riesig. Oft haben wir auch Essen bekommen und durften unsere Wäsche waschen. Der Besuch bei Trail Angeln lohnt sich besonders. Man ist auf einmal im Wohnzimmer der Menschen, die dort leben. Das ist ein Zugang zu dem Land, den man als normaler Tourist nie hätte. Im Internet gibt es eine Liste mit den Trail Angeln.

Equipmentfragen: Zelt, Schuhe, Rucksack

Wir hatten bei der Reise ein leichtes 2-Personen Zelt dabei. Bis auf ein paar Nächte haben wir nur im Innenzelt geschlafen und das Außenzelt tief im Rucksack verstaut gelassen. Insgesamt hat es in 6 Wochen nur an 2 Tagen geregnet. Wer Gewicht sparen möchte, kann auf das Zelt verzichten. Die meisten Israelis, die wir getroffen haben, schliefen direkt unter freiem Himmel und hatten einen dünnen Schlafsack und zusammenfaltbare Isomatten. Bei aufblasbaren Isomatten muss man an einigen Orten sehr vorsichtig mit Dornen sein. Es gibt dort einige Sträucher, die richtig fiese Dornen verstreuen. Unser Zelt hat einige Löcher bekommen, aber die Isomatten sind zum Glück verschont geblieben, weil wir die Dornen noch rechtzeitig bemerkt haben.

Auf einigen Seiten habe ich gelesen, wie explizit vor kalten Temperaturen nachts in der Wüste gewarnt wurde. Deshalb hatten wir unsere Daunenschlafsäcke dabei mit einer Komforttemperatur von -1°C. Unsere Schlafsäcke waren viel zu warm. Gerade am Anfang habe ich nur im Seideninlet geschlafen und es war trotzdem zu warm. Ein dünnerer Schlafsack hätte uns vollkommen gereicht. In der Wüste ist es auch an exponierten und windigen Stellen nicht kalt gewesen.

Einen Monat vor der Reise habe ich die Küchenwaage zweckentfremdet, jedes Ausrüstungsteil gewogen und in einer Tabelle aufgeführt. So hatte ich einen Überblick über das Gesamtgewicht und wo sich sparen noch lohnen würde. Je weniger Klamotten man einpackt, umso besser. Ich habe den Kocher, den ich zum Paddeln benutze gegen ein leichteres Modell ersetzt und mir eine leichtere Isomatte zugelegt.

Bei der Schuhwahl habe ich lange gegrübelt, ob ich knöchelhohe Wanderstiefel mitnehme oder leichte Trailrunningschuhe. Kim hat sich für den Stiefel entscheiden und war sehr damit zufrieden. Ich habe mir stattdessen leichte Trailrunningschuhe gekauft und war auch sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die Entscheidung ist ganz persönlich und kommt auf die eigenen Füße an. Dazu hatte jeder von uns noch Wanderstöcke, die das Gewicht ein bisschen von den Beinen genommen haben und im unwegsamen Gelände Halt gegeben haben. Auf Trekkingstöcke würde ich auf keinen Fall verzichten.

Als Wanderrucksack habe ich einen soliden 60+10L Trekkingrucksack gewählt. Wenn ich die Reise nochmal machen würde, ohne Kameraequipment und mit den Erfahrungen, wo noch Gewicht gespart werden kann, würde ich einen leichten 50 Liter Rucksack benutzen. Egal mit welchem Equipment man wandern, empfiehlt es sich immer langsam zu starten und gerade am Anfang lieber einen Pausentag mehr machen. Nicht, dass man mit einer Überlastung des Bewegungsapparates die Reise abbrechen muss.

Packliste Israel National Trail

GegenstandGrammKommentar
Trekkingrucksack 60L2310Kein Leichtgewicht, für so viel Gewicht aber nötig, Hüfttaschen und Netze ultra praktisch, ohne Kameraausrüstung reicht auch ein leichteres Modell
Ultraleicht Tagesrucksack 18L107Während des Wanderns nicht gebraucht, aber zum Fliegen und in Städten sehr praktisch

2417



Daunenschlafsack Komforttemperatur 5-10°C404
Aufblasbare Isomatte668Bequem, stabil, Vorsicht bei Dornen
Kopfkissenbezug56
Seideninlet108Unverzichtbar: Sauberkeit und in warmen Nächten
Tanktop100

1336



Trail Running Schuhe655Sehr schnell, leicht, bequem, hielten aber nur 500 Kilometer
Safarihut128Etwas schwer, unpraktisch zu verstauen, schützt gut vor der Sonne
Synthetikshirt langarm150
Synthetikshirt kurzarm119
Synthetikhose kurz161auch als Badehose
Synthetikhose lang295
Synthetikunterhose 67
Synthetikunterhose 67
Synthetiksocken kurz20
Synthetiksocken kurz20Fast jeden Abend gewaschen, am nächsten Morgen trocken, halten 500 Kilometer
Microfaserhandtuch187
Dyneema-Beutel 1L4
Synthetik Packbeutel 2L19
Leichte Regenjacke3101 Mal getragen
Fleece280
Sandalen240

2722



Rasierer167Luxus, angenehm
Klopapier und Beutel236
Kleines Taschenmesser21Super, reicht für alles aus
Sonnencreme 200 ml220
Zahnbürste, Zahnpasta, Ohrstöpsel60

704



Gaskocher, 2,5L Topf, mit Zubehör (Salz, Pfeffer, Kräuter)1000Für 2 Personen schön großer Topf, gutes Gewicht-Leistungs-Verhältnis, etwas viel Gasverbrauch
Gas380

1380



Israel Landkarte65
Sitzkissen31Hält die Klamotten sauber, Bequem in der Pause
Faltflasche 1L26
Trinksystem 3L182Leider undicht an der Blase-Schlauch-Verbindung, nächstes Mal zuverlässigeres System, regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme beim Wandern
Stirnlampe151
Erste Hilfe Set120
Wanderstöcke567
Sonnenbrille24
Schaufel16

1166
Gesamtgewicht9725
Am Körper1748
Baseweight7977

Kameraequipment

In unserem Berufsalltag reisen wir in der Regel mit dem Auto oder mit dem Zug zu den Drehorten. Über eine Wanderung eine Serie zu drehen stellt viele Herausforderungen an uns und an unser Equipment. Jeden Akku, jede Festplatte und jedes Wechselobjektiv mussten wir 6 Wochen lang tragen. Da der Rucksack ohnehin schon nicht leicht war, kam es auf jedes Gramm an. Andererseits wollten wir bei der Aufnahmequalität nicht sparen. Ausschlaggebend war die Stromversorgung der Geräte. Ich habe das Equipment danach ausgewählt, dass sich alle Akkus über USB laden lassen. So konnten wir alles mit Powerbanks laden und etwa 4 Tage ohne eine Steckdose auskommen.

Das Herzstück der Serie Young Adventurers sind die authentischen Begegnungen mit den Locals. Unsere Kamera musste jederzeit und schnell einsatzbereit sein und dazu noch besonders klein und leicht im Gewicht sein. Ein Kamerahalter für den Rucksacktragegurt hat sich als sehr der praktisch herausgestellt. Ich habe den Hüftgurt von meinem Rucksack etwas modifiziert, sodass ich dort die ausgefahrenen Trekkingstöcke schnell unterklemmen konnte und beide Hände zum Drehen frei hatte.

KameraequipmentGramm
3x SSD-Festplatten194
Ton Funkstrecke115
Kopfmikrofon180
Kamera mit Objektiv1400
Kopfhörer Kamera12
Kopfhörer Smartphone12
Variabler ND-Filter 1-5117
Variabler ND-Filter 5-9108
Blasebalg40
Stereoklinken Splitter60
2x Ersatz Akku163
Fernbedienung für Drohne 406
Drohne460
Ersatz Akku für Drohne80
Powerbank, Ladegeräte, Kabel652
Kamerahalter Rucksacktragegurt75

4074
Gesamtgewicht mit Rucksack und Kleidung13799
Am Körper1748
Baseweight12051