Seit ich paddeln kann bin ich auf dem Westensee mit dem Kajak oder Kanu unterwegs. Der See ist einer der größten Schleswig-Holsteins und ich habe nicht zu hoffen gewargt, darauf einmal im Winter mit den Schlittschuhen unterwegs zu sein. Eine Woche Minusgrade bis zu -13°C machen das unmöglich Geglaubte möglich. Kim und ich haben uns Schlittschuhe bei Kleinanzeigen besorgt und starten eine Tour, die wir nicht so schnell vergessen werden – mit dem Ziel einmal um den ganzen See zu laufen.
Wir starten sehr vorsichtig an der Badestelle in Felde. 5 Meter vom Ufer entfernt Schlage ich ein 8 cm tiefes Loch – das Eis bleibt fest. Mit den Kufen unter den Füßen laufen wir dicht am Schilf des Nord-West Ufers entlang. Während sich das Eis auf dem See gebildet hat, stand starker Wind an diesem Teil des Ufers. Die Gischt der Wellen gefror beinahe vertikal am Schilf und an den Stegen. Wir bleiben immer wieder stehen und staunen. Aber auch um zu testen, ob das Eis wirklich trägt.
Kurz vor dem Westende des Sees müssen wir einen Zulauf zum Bissee überqueren. Die erste kritische Stelle für die Umrundung. Vor uns sind Spuren im Schnee. Das gibt uns automatisch etwas Sicherheit, aber trotzdem testen wir mit dem Stock bei jeder Veränderung des Eises die Tragfähigkeit. Mit jedem Test lernen wir das Eis besser zu lesen.
Auf der Südseite des Sees warten Felder mit unebenem Eis auf uns. Das Vorrankommen wird anstrengend. Die Füße tun weh und ich realisiere, wie schwer es meinem Körper fällt, bei der ungewohnten Bewegung zu entspannen. Im Kajak wäre ich jetzt gerade erst warmgelaufen, aber gerade schreit alles in mir nach einer Pause.
Vor uns liegen jetzt die beiden Schlüsselstellen der Tour: Bei Hohenhude fließt die Eider in den See rein und kurz vor Felde wieder aus dem See raus. Wie wird sich das fließende Wasser auf die Eisqualität auswirken? Mit der Frage beschäftigen wir uns schon die ganze Tour. Kim und ich diskutieren. Abbrechen ohne sich die Situation nüchtern angeschaut zu haben, kommt für mich nicht in Frage. Am Einfluss sehen wir offenes Wasser. Dort ist es zwar flach, aber unberechenbar. Wir tasten uns 500 Meter vor den Einfluss hinüber auf die andere Seite. Jetzt liegen noch 3 Kilometer vor uns.
Kim fährt immer noch mit einer Eleganz, wie auf den ersten Metern. Ich bin froh, dass sich das Eis wieder gebessert hat. Unter den wenigen Schneekristallen ist es spiegelglatt und tiefschwarz. Optimales Eis – ganz für uns alleine.
Direkt vor dem Eiderauslauf kommt uns ein älterer Herr auf Langlaufskiern entgegen. Auf der dünnen Schneeschicht kommt er auf dem Eis gut voran und hat durch die große Auflagefläche auch weniger Risiko einzubrechen. Ohne zu zögern hat er den Auslauf gequert. Das ermutigt uns dennoch und wir folgen seinen Spuren.
Nach 4 Stunden und 17 Kilometern kommen wir wieder an der Badestelle in Felde an. Die Rundtour hat funktioniert. Am nächsten Tag steige ich zum Abschluss noch in den See. Flüssig ist mir das Wasser eben doch lieber.