Rund um Alsen – Frühjahrspaddeln in Dänemark

Mein Kumpel Edgar schreibt mir: “Also bei mir ist es so, dass ich total Bock habe und unbedingt mal wieder raus möchte und muss.” Kein Problem! Wir verabreden uns für das nächste Wochenende um Edgars Outdoorsucht nachzukommen. Ich war zwar erst vor zwei Wochen mit Björn auf Langeneß Zelten, aber paddeln geht immer. Da nehm ich auch die kalte Nacht bei -3°C in Kauf.

Von Wackerballig aus wollen wir die Flensburger Förde queren und im Uhrzeigersinn um die dänische Insel Alsen paddeln. Genau 100 Kilometer haben wir vor uns.

Wir paddeln erst zum Leuchtturm Kalkgrund und dann weiter nach Sonderborg. Edgar sitzt in seinem Rockpool Taran und ich im P&H Cetus LV von seiner Frau. Wir hätten einen Umweg über Kiel fahren müssen, um eins von meinen Skim Kayaks zu holen, deshalb sitze ich in dem Cetus. Edgar legt in den Wellen eine gute Geschwindigkeit vor. Ich rede mir natürlich ein, dass es am Boot liegt. Der Taran stampft nicht so in die Wellen, wie der Cetus, er gleitet eher darüber hinweg. So komme ich bei dem Versuch mitzuhalten ziemlich ins Schwitzen.

Obwohl ich einige Wellen surfe, zieht Edgar mich ab. Um die größeren Wellen zu surfen müssen wir mit den kleineren Wellen schon eine gewisse Grundgeschwindigkeit aufbauen. Das strengt total an. Wir sind nass, durchgeschwitzt und kalt, als wir in der Hauptstadt von Alsen ankommen.

In Sonderborg spendiert Edgar zum Trost Kuchen. Von hier aus paddeln wir noch weiter in den Als Sund zu einem offiziellen Übernachtungsplatz. Gut sichtbar vom Wasser aus ist der “Overnatningsplads” mit einem Schild ausgeschildert. Nach den 28 Kilometern im Kajak, gönnen wir unseren Körpern noch eine kurze Kältebehandlung in der klaren Ostsee.

Bei der Suche nach Feuerholz wird uns wieder warm. Das Feuer bekommen wir allerdings nur im dritten Versuch mit dem Joker Kaminanzünger zum brennen. Von jetzt an ist uns am Lagerfeuer warm. Die Entscheidung nach Dänemark zu fahren, wo Campen und Feuermachen offiziell erlaubt ist, hat sich gelohnt. Ich schlüpfe schließlich in meinen -8°C (Komforttemperatur) Daunenschlafsack und Edgar in seinen +2°C (Komforttemperatur) Daunenschlafsack.

Ich schlafe so gut, wie ich lange nicht mehr draußen geschlafen habe. Als ich am nächsten Morgen den Reißverschluss aufmache entdecke ich Eis am Zelt. Für Edgar war die Nacht nicht ganz so komfortabel. Ein paar Daunen mehr hätten ihm wohl auch gut getan. Er entscheidet ein paar Meter auf’s Feld zu gehen, um dort in der Sonne stehend zu frühstücken.

45 Kilometer Tagesetappe zum nächsten Zeltplatz

Heute ist unsere lange Etappe dran. Wir wollen bis kurz vor Mommark paddeln. Dazu müssen wir erst nach Norden, dann nach Osten und zum Schluss nach Süden paddeln. Ich verfolge motiviert nach jeder kleinen Landzunge, wie sich die Gradzahl auf dem Kompass langsam ändert.

Das Wetter ist durchwachsen: Es schneit, die Sonne scheint und es ist durchgehend kühl. In der Pause frieren wir beide. Wir sind uns einig: 10 Grad wärmer und man könnte es genießen. Ich freue mich schon darauf nachher den Schweiß abzubaden und mich am Feuer wieder zu wärmen.

An der Steilküste vor Mommark macht Edgars GPS den nächsten “Overnatningsplads” aus. Ein Schild können wir nicht finden, aber es gibt eine Feuerstelle an der jemand eine Holzwand als Windschutz gebaut hat. Der Platz für Zelte ist begrenzt und so bauen wir unsere beiden Hillebergs direkt nebeneinander auf. Direkt neben Edgars Zelt ist auch die Feuerstelle, aber der Wind kommt seewärts und die Holzwand schützt es zusätzlich vor Funken.

Brandgefährlich

“Jetzt ist mir auch wieder warm.” sagt Edgar erleichtert am Feuer sitzend. Ich dagegen bin froh, dass ich keine kalten Füße habe. Beim Feuerholzsuchen bin ich in ein tiefes von Blättern verdecktes, übel riechendes Schlammloch getreten. Die Stiefel und meine einzigen Socken sind triefend nass und stinken. Zum Glück hat Edgar noch Socken für mich übrig gehabt und zusammen mit den Crocks ist es am Feuer warm genug. Ich trocke die gewaschenen Socken und Schuhe am Feuer. Bevor ich in meinen warmen Schlafsack verschwinde, nehme ich sie weg vom Feuer. Edgar verkleinert das Feuer noch etwas und geht auch schlafen.

Am nächsten Morgen zeigt mein Wetterbericht, dass es in der Nacht -5°C waren. Ich habe wieder gut geschlafen, aber kann mir denken, wie es wohl bei Edgar mit dem +2°C Schlafsack gewesen ist. Begeistert vom schönen Sonnenaufgang renne ich um unseren Zeltplatz um Fotos zu machen. Edgar zeigt auf’s Feuer und ich sehe es noch ein bisschen qualmen. Aber dann fällt mir auf, dass die Holzwand verschwunden ist. Hat Edgar sich Nachts noch ans Feuer gelegt, weil es im Zelt zu kalt war? Nein, erklärt Edgar: “Ich hab’s in der Nacht noch flackern gesehen und dachte mir, naja das brennt ja noch lange.” Nochmal gut gegangen, entscheiden wir beide. Wir hätten die Glut besser nach unten auf den Strand schmeißen sollen, bevor wir das Feuer unbeaufsichtigt ließen.

Touren ruhig angehen lassen

Auf dem Rückweg über die Flensburger Förde merken wir beide, dass die letzten beiden Tage anstrengend waren. Edgar dehnt immer wieder seinen Rücken. Er meint, dass er es am ersten Tag hier in den geilen Wellen nicht hätte übertreiben sollen.

Wenn man die folgenen Tage noch Kilometer machen möchte, muss man die Tour ruhig angehen. Nach einer 30-Kilometer-Etappe vor der Mittagspause kommen wir schließlich zurück am Auto in Wackerballig an. Wir hatten eine sehr schöne Tour, nur etwas wärmer hätte es gerne sein können.